Alt In Berlin
Alter hat viele Gesichter, Lebensformen und Möglichkeiten in Berlin,
dieser Ansammlung sehr unterschiedlicher Großstädte.
Wenn überhaupt, wird Alter öffentlich eher einseitig wahrgenommen
als defizitär, problematisch, mühselig und kostenträchtig.
Perspektivwechsel lohnen,
genau hinschauen, querdenken, nachfragen,
und manchmal hilft nur Gelächter.
dieser Ansammlung sehr unterschiedlicher Großstädte.
Wenn überhaupt, wird Alter öffentlich eher einseitig wahrgenommen
als defizitär, problematisch, mühselig und kostenträchtig.
Perspektivwechsel lohnen,
genau hinschauen, querdenken, nachfragen,
und manchmal hilft nur Gelächter.
Drei Tage Amsterdam im Sommer. Nach zwei Stunden gemächlichen Radelns entlang der Grachten, über Kreuzungen und Brücken, durch Haupt- und Nebenstraßen der Innenstadt sitzen wir in einem Café - natürlich mit Blick auf einen Kanal. Wir schauen auf das Gewusel von Fußgängern und Radfahrern, Touristen und Einheimischen, die da kreuz und und quer und friedlich ihre Wege aneinander vorbei und umeinander herum finden. Ohne Missmut, heiter und gelassen. Es gibt wenig Herrenräder, ein paar mit allen Schikanen, kein E-Bike und viele ziemlich altmodische Räder, nur mit Rücktritt und ohne Gangschaltung und ganz wenig Autos. Und so viele Fahrradparkplätze, angesichts derer ich mich frage, wie ich dort meines in der schieren Menge wiederfinden würde. Was mir auch auffällt, sind die Elektrotanksäulen in den Grachten. Ich sehe wenig Verkehrszeichen oder Verbotsschilder, abgesehen von gelegentlichen Hinweisen auf Abstellverbote für Fahrräder. Selbst die wirklich nervigen Motorroller werden auf den breiten Radwegen achselzuckend vorbei gelassen, obwohl sie eigentlich dort nichts zu suchen hätten. Ich versuche mir vorzustellen, einen Gast per Fahrrad durch Berlin zu lotsen und spüre sofort meine mühsam gebremste Aggression angesichts überbordender Bauzäune und Schmutzhaufen, oft nicht vorhandener, unterbrochener oder zugeparkter, holpriger schmaler Radwege. Auch angesichts der alltäglichen bedrohlichen Enge zwischen Straßenbahngleisen, haarscharf überholenden und parkenden Autos. Der Unterschied zwischen den beiden Städten ist augenfällig. Amsterdam erlebe ich als entspannt, gelassen, locker in diesen heiteren Sommertagen. Auch im dicksten Durch- und Miteinander ist kaum Hupen, Schimpfen und keinerlei Aggressivität wahrzunehmen. Berlin mit seinem schnodderigen „is' mir egal“ ist wurschtig mit mehr oder weniger unterschwelliger Aggression. Es gibt so viele Regelungen und Verkehrsschilder, Ge- und Verbote und so wenige, die auf deren Einhaltung achten. Und es ist diese machtvolle Hierarchie zwischen Autos, Fahrrädern und Fußgängern, unterschiedlichen Geschwindigkeiten mit entsprechenden Raumzuweisungen. Es ist schon grotesk, wenn die Gegner der Initiative für den Fahrradvolksentscheid nun eine „einseitige Bevorzugung“ einer Art der Fortbewegung in der Stadt befürchten. Selbst mit einem Erfolg der Initiative wäre Berlin noch Jahrzehnte entfernt von einer so gleichberechtigten, entspannten Teilhabe am städtischen Raum, wie man sie in Amsterdam erleben kann. Vielleicht sollte Berlin ein paar Hauptstraßen ausbaggern und in Kanäle umwandeln.
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Juni 2019
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