Alt In Berlin
Alter hat viele Gesichter, Lebensformen und Möglichkeiten in Berlin,
dieser Ansammlung sehr unterschiedlicher Großstädte.
Wenn überhaupt, wird Alter öffentlich eher einseitig wahrgenommen
als defizitär, problematisch, mühselig und kostenträchtig.
Perspektivwechsel lohnen,
genau hinschauen, querdenken, nachfragen,
und manchmal hilft nur Gelächter.
dieser Ansammlung sehr unterschiedlicher Großstädte.
Wenn überhaupt, wird Alter öffentlich eher einseitig wahrgenommen
als defizitär, problematisch, mühselig und kostenträchtig.
Perspektivwechsel lohnen,
genau hinschauen, querdenken, nachfragen,
und manchmal hilft nur Gelächter.
Der Deutsche Alterssurvey definiert die zweite Lebenshälfte von 40 Jahren bis 85 Jahren, wie sieht es aus mit der Einsamkeit der über 85Jährigen? "Ein Anstieg in der Anzahl einsamer Menschen in der Bevölkerungsgruppe von 45 bis 84 Jahren ist allenfalls ein Ergebnis des Anwachsens dieser Altersgruppe." (Tesch-Römer im Interview) Zitat: „Ein Team um die Psychologin Maike Luhmann von der Ruhr-Uni Bochum, hat 2016 festgestellt, dass Einsamkeit keineswegs ein sich langsam auftürmendes Altersphänomen ist. Zwar hätten die Ältesten am meisten Probleme mit Einsamkeit. Ab 86, wenn körperliche Gebrechen und der Tod von Wegbegleitern oft Realität sind, klage jeder Fünfte darüber. Aber: Auch Menschen in der Lebensmitte (46 bis 55 Jahre, 14 Prozent) und jüngere Erwachsene (26 bis 35 Jahre, 14,8 Prozent) fühlen sich ihren Angaben zufolge häufig einsam. Am wenigsten betroffen waren in der Studie die jüngeren Alten (66 bis 75 Jahre, 9,9 Prozent). Was steht dahinter, wenn Fachleute ihre Forschungsergebnisse verkürzt darstellen? „Und die (Einsamkeits)Quote bei den 75- bis 84-Jährigen sank demnach seit 2008 sogar um rund ein Viertel - von 9,9 auf 7,5 Prozent.“ So wird Tesch-Römer im Faktenfinder zitiert. Aus der danach aufgeführten Tabelle zeigt sich, dass nicht seit 2008, sondern zwischen 2008 und 2014 ein solches Absinken registriert wurde. Können Vereinsamte mit Fragebögen per Post überhaupt erreicht werden? In Berlin werden 85Jährige und Ältere vor ihrem Geburtstag vom Bezirksamt angeschrieben, weil man ihnen mit einem Besuch durch ein_n Ehrenamtliche_n zum Geburtstag gratulieren möchte und dafür ihr Einverständnis braucht. Gut ein Drittel dieser Anfragen werden regelmäßig von den Jubilar_innen nicht beantwortet. Zu widerlegen wäre also die Hypothese, dass der Deutsche Alterssurvey in ähnlicher Weise wie die Bezirksämter die Zielgruppe der Einsamen generell nicht im gleichen Maße erreicht, wie ihr realer Anteil an der Bevölkerung ist. Die Feststellung von Tesch-Römer, dass die Zahlen des Alterssurvey denen des Microzensus „wo jede_r antworten muss“ entsprächen, ist zumindest fragwürdig, da diese Auskunftspflicht bei Verweigerung der Auskunft bei Menschen im Rentenalter mit großer Wahrscheinlichkeit eher nicht weiter verfolgt wird. Ist die – berechtigte – Sorge, mit dem nun endlich stattfindenden Diskurs von Alterseinsamkeit diese zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden zu lassen, ein guter Grund, den Fakt als solchen zu ignorieren und wie bisher nichts dagegen zu unternehmen? „Viele Wissenschaftler warnen jedoch davor, die Gefahr von Alterseinsamkeit zu überschätzen - auch, weil sie fürchten, dass eine solche Angst zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden könnte.“ Also: Selbst wenn die von Tesch-Römer bezifferten 8-10% die Realität exakt beschreiben sollten, sind das zu wenige, um sich dieser Realität von Einsamkeit und deren sozialen und gesundheitlichen Folgen auch in Deutschland endlich ernsthaft zu widmen?
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Juni 2019
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